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Meine Daten gehören mir!

Das Schreckgespenst Vorratsdatenspeicherung haben wir ja nun (vorerst) vertrieben - doch leider ist es nicht die einzige Datenkrake, die uns Vater Staat verordnet.

Das jüngste Kind heißt ELENA (elektronischer Entgeltnachweis) und sammelt alle Daten rund ums Arbeiten. So sind die Arbeitgeber seit 1. Januar 2010 verpflichtet, alle Daten die sonst auf den Sozialversicherungsnachweisen standen, elektronisch an ELENA zu melden. Plus noch einiger weiterer interessanter Fakten wie Fehlzeiten, Abmahnungen, mögliches „Fehlverhalten“ und nach ursprünglicher Planung auch Streikbeteiligung. Fein, nicht?

Eigentlich soll ELENA die Beantragung von z.B. Arbeitslosengeld, Wohngeld und Elterngeld zu vereinfachen. Dumm nur, dass das erst ab 2012 möglich sein soll. Bis dahin hat ELENA schon zwei Jahre Daten auf Vorrat gesammelt - und zwar von allen Arbeitnehmern, egal, ob die jemals irgendeine dieser Leistungen beantragen werden. Wer als Arbeitnehmer diese Daten nutzen will, muss ein Zertifikat beantragen, das auf einer geeigneten Chipkarte hinterlegt wird. Die Kosten dafür trägt er selbst...

Noch "besser" wird es mit ACTA (Anti-Counterfeiting Trade Agreement) - ein vorerst völlig nebulöses Vorhaben, dass aber völkerrechtlichen Status bekommen soll. "Die teilnehmenden Nationen bzw. Staatenbünde geben an, damit den Kampf gegen Produktpiraterie und Urheberrechtsverletzungen verbessern zu wollen. Die Verhandlung über die Details des Abkommens finden seit 2007 unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, weshalb auch der genaue Verhandlungsstand unbekannt ist." (Quelle: wikipedia) Dagegen wird die gerade gekippte Vorratsdatenspeicherung nur Kinderkram sein!


Und dabei geht es bei diesen Vorhaben noch nicht einmal um das große Totschlag-Argument "Terror-Bekämpfung". Unter diesem Stichwort ist heute schon so ziemlich alles erlaubt - und nützen tut es gar nichts. Wir haben mittlerweile schon oft genug gesehen, dass Nacktscanner zwar Peinlichkeiten aber nicht immer Waffen zeigen, dass auch 100ml Flüssigkeit reichen, um ein schönes, großes Loch in ein Flugzeug zu sprengen, und dass Raster-Fahndungen Geld und Zeit kosten, und dabei mehr unschuldige Menschen in Verdacht bringen als wirklich Terroristen zu fangen.

Das ist auch der Grund, warum ich gegen jede Art von Vorratsdatenspeicherung bin - auch "wenn ich eigentlich nichts zu verbergen habe"! Das Problem dabei ist ein simples mathematisches und nennt sich "falsch positiv". Nehmen wir an, eine Rasterfahndung hätte eine Genauigkeit von 99% (und das hat sie in den seltensten Fällen). Du suchst unter 1 Million Menschen einen Terroristen. Deine Rasterfahndung wird diesen Terroristen sehr wahrscheinlich finden (wenn dieser Terrorist so handelt, wie du dir das von ihm vorstellst...) und dazu noch 1% von 1 Million. Denn das ist die Ungenauigkeit - das macht schlappe 10000 Menschen. Alle diese Menschen werden überwacht, ihre Telefone abgehört, ihe Handys geortet, ihre Mails gelesen...

Alles das passiert heute, hier in diesem Staat - wer es mir nicht glaubt, glaubt vielleicht der renommierten Wissenschaftssendung "Quarks & Co." vom wdr. Die Sendung vom 9. März 2010.

 

Das Ende vom Lied: unser Staat macht uns mehr Angst als die Terroristen je selbst hätten verbreiten können...

Noch mehr Datensammler...

Leider ist die Datensammelwut nicht auf staatliche Stellen begrenzt. Was Google, Facebook und Konsorten dieser Tage so alles sammeln, läßt Big Brother harmlos aussehen.

Facebook sammelt sogar Daten von nicht angemeldeten Benutzern. So bekam ich letztens eine Einladungsmail von Facebook und darin stand unter anderem "guck mal, wen du noch auf Facebook kennst!". Und drei von fünf vorgestellten Mitgliedern kannte ich tatsächlich - und die Einladende konnte die garantiert nicht kennen!

Ja, wie geht denn das? Ganz einfach: meldet man sich bei Facebook an, bietet Facebook an, nach anderen bekannten Mitgliedern zu suchen. Dafür fragt Facebook nach den Zugansdaten zum Mail-Account, und durchsucht Adressbuch und Postfach nach bekannten Email-Adressen. Allerdings speichert Facebook alle gefundenen Adressen - und was weiß ich nicht noch alles...

Dann kann man weitere Leute aus seinem Adressbuch zu Facebook einladen - und wenn man nicht alle Häkchen richtig (nicht) gesetzt hat, lädt man kurzerhand alle ein.

Jetzt hat also endlich jemand mit einem schnellen Klick Facebook aufgefordert, mich einzuladen. Damit es für mich auch interessant wird, sucht Facebook in seiner riesigen Datenbank nach anderen, die meine Mail-Adresse in ihrem Adressbuch haben - voilá! Schon stehen diese Mitglieder in der Einladungsmail. Und diese dämliche Mail kommt immer wieder...

Facebook hat sowieso ganz eigene Ansichten zum Thema Daten: alle Daten, die auf Facebook hochgeladen werden, gehören damit sofort Facebook. Kein Urheberrecht an Bildern oder Texten mehr...

Und selbst wenn die Einstellungen zur Privatsphäre sehr restriktiv eingestellt sind, nützt das alles nichts, so bald "Apps" installiert werden. Die haben nämlich Zugriff auf (fast) alles und dürfen es auch weitergeben. Mit diesen Informationen läßt sich natürlich prima Werbung machen - und das tun sie auch...

Es ist übrigens nicht klar, ob Facebook in irgendeiner Weise Geld verdient. Die Aktien werden in schwindelerregende Höhen gejubelt - klar, aus diesen Datenmengen ist viel Kapital zu machen.

Bekannt ist bisher nur, wer wieviel Geld in Facebook gesteckt hat. Der größten Investment-Brocken kam von Accel Partners, einer Firma, deren Chef auch der Chef von In-Q-Tel ist - eine Firma des CIA. Ihre Aufgabe ist Data Mining...

 

Ute Luft, März 2010

Update

Mittlerweile ist ELENA vom Tisch: der Aufwand - und wohl auch die Kosten - waren einfach zu groß. Aber warten wir's ab, irgendwann wollen sie wieder ran...